Per J. Andersson Vom Inder, der mit dem Fahrrad bis nach Schweden

Kiepenheuer & Witsch
Aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann
ISBN 978-3-462-04747-9
Der Verlag schreibt zum Inhalt
Alles, was man zum Glück braucht, ist Vertrauen und ein Fahrrad
1975 lernt Pikay in Neu-Delhi durch Zufall die junge Schwedin Lotta kennen und verliebt sich unsterblich in sie. Als Lotta zurück nach Schweden geht, setzt sich Pikay kurz entschlossen auf ein altes Fahrrad und fährt ihr hinterher … Diese Geschichte erzählt vom unglaublichen Schicksal des kastenlosen Pradyumma Kumar, genannt Pikay. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, kennt er nur Extreme: Mal wird der talentierte Porträtzeichner von Indira Gandhi eingeladen, sie zu malen, mal muss er hungern und schläft auf der Straße. Eines Abends taucht neben seiner Staffelei ein blondes Mädchen auf – und eine unglaubliche Liebesgeschichte nimmt ihren Anfang. Als Lotta zurück nach Schweden geht, stehen die Chancen schlecht für die beiden – wäre da nicht ein altes Fahrrad. Damit macht sich Pikay auf den Weg, um die 7.000 km von Asien nach Europa zurückzulegen. Auch zahlreiche Rückschläge können ihn nicht aufhalten, bis er schließlich tatsächlich in der Heimat Lottas ankommt, einer völlig anderen Welt … Um das Happy End gleich zu verraten: Heute sind die beiden seit über 35 Jahren verheiratet, haben zwei Kinder und leben auf einem alten Bauernhof in der Nähe von Borås.
Rezension der Freunde skandinavischer Literatur
Tatsächlich hat es Protagonist es geschafft, von Indien bis nach Schweden zu kommen, auf dem Fahrrad. Das ist das Unglaubliche an dieser Geschichte, an dieser wahren Geschichte. Per J. Andersson, der Journalist und Schriftsteller, dessen Schwerpunkt das Land Indien ist, der dieses unermesslich große Land in den letzten 30 Jahren jährlich bereist hat, legt mit diesem Buch eine wunderbare und zugleich außergewöhnliche Biografie eines als kastenlos geborenen Inders vor, der in sehr armen Verhältnissen aufgewachsen ist, aber bereits mit einer Prophezeiung auf die Welt kam, die sein Leben seither begleitet. Andersson versteht es durch seine eigene Liebe zu Indien diese Geschichte von Pikay für den Leser derart bildhaft darzustellen, dass es nicht erforderlich ist, schon einmal in Indien gewesen sein zu müssen, um Land und Leute, die er in alle seinen Facetten schildert, zu verstehen. Egal, ob er wie nebenher das für uns fremde Kastensystem und dessen Regeln sprachlich einzeichnet oder die unfassbaren Gegensätze, die in der Gesellschaft herrschen und denen nicht nur Pikay regelrecht ausgeliefert ist; immer befinden wir uns unmittelbar in Indien und an der Seite dieses mutigen Mannes. Erstaunlich ist, mit welchem Eifer Pikay seine Talente betreibt, um Geld zu verdienen und es obendrein noch versucht, zu sparen. Auch mit der Gewissheit, die sich abzeichnet, es finanziell, nachdem er Lotta kennen- und liebengelernt hat, nicht zu schaffen, einfach ein Flugticket nach Schweden zu kaufen, gibt er nicht auf. Was muss das für eine schöne und tiefe Liebe sein, die einen solchen Menschen antreibt, mit dem Fahrrad einfach so loszufahren. Berührend ist allein der Gedanke daran und während des Lesens kann man nur staunen und den Hut ziehen vor so viel Engagement in eigener Sache.
Der Autor hat im Wesentlichen den biografischen Lebensweg von Pikay nachgestellt; die Reise von Indien nach Schweden hingegen nimmt nur einen kleinen Teil zum Ende des Buches hin ein. Also kein Road-Trip im literarisch-klassischen Sinne, sondern eher ein Lebens-Trip bis zum Punkt der sensationellen Entscheidung von Pikay, dann eben auf anderem Wege zu Lotta zu fahren.
Dieses Buch macht Mut, unkonventioneller zu leben, freier zu entscheiden und sich durchzusetzen, wo unsichtbare Mauern vermeintlich blockieren.
Und das Leben zu wagen!