Majgull Axelsson Ich heiße nicht Miriam
List-Verlag
Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt
ISBN 978-3-471-35128-4
Der Verlag schreibt zum Inhalt:
An ihrem 85. Geburtstag bekommt Miriam Guldberg von ihrer Familie einen silbernen Armreif geschenkt, in den ihr Name eingraviert ist. Beim Anblick entfährt ihr der Satz: „Ich heiße nicht Miriam“. Niemand in ihrer Familie kennt die Wahrheit über sie. Niemand in ihrer Familie ahnt etwas von ihren Wurzeln. Doch an diesem Tag lassen sich die Erinnerungen nicht länger zurückhalten, und sie erzählt zum ersten Mal von ihrem Leben als Roma unter den Nazis, im KZ und als vermeintliche Jüdin in Schweden.
Waltraud Schröder von "Freunde skandinavischer Literatur" hat das Buch gelesen:
Ein Roma-Mädchen, das in den Konzentrationslagern von Auschwitz und Ravensbrück überlebt. Ein Mädchen, das den Namen eines anderen Mädchens annimmt, eines toten jüdischen, und damit von Malika zu Miriam wird. Damit entgeht sie dem eigenen Tod.
Dieses Mädchen kommt nach dem Krieg nach Schweden, ohne je jemandem ihre wahre Herkunft zu erzählen – bis sie 85 Jahre alt wird.
Das ist die Grundlage für diesen Roman, der in der Gegenwart beginnt, am schwedischen Mittsommertag, Miriams Geburtstag, und sich hin und her bewegt in ihren Erinnerungen zwischen den Konzentrationslagern und der Nachkriegszeit in Schweden.
Es geht um Fragen der Identität, der Lüge, aber auch um Hierarchien – innerhalb der Lager und in Schweden, wo Roma bis 1954 mit einem Einreiseverbot belegt waren.
Man erfährt, wie Miriam die erste Zeit in Schweden lebt. Sie erlebt die Rassenkrawalle 1948 in Jönköping hautnah mit, wo sie selbst auf der Straße niedergeschlagen wird. Hinterher sagt sie, sie sei gefallen. Sie will nicht berichten, was wirklich geschehen ist. Später sieht sie andere Roma und kommt mit ihnen in Kontakt – sieht wie sie nach wie vor leben. Wer ist sie da – Malika oder Miriam? - Sie mit ihrem perfekten Äußeren, Ehefrau eines Zahnarztes, auf gehobenem Niveau lebend.
Miriams Blick auf sich selbst ist auch ein Blick auf das Schweden der Nachkriegszeit, in das sie gekommen ist - als Romamädchen.
Die sicherlich gut recherchierten Schilderungen der Grausamkeiten in den Konzentrationslagern nehmen großen Raum ein. Um sie ertragen zu können, braucht es eine gewisse Stärke.
Ein wenig zu kurz kommt der persönliche Konflikt, in dem Miriam ihr Leben in Schweden lebt.
Ein ergreifendes Buch, das man lesen sollte!
