Gard Sveen Der letzte Pilger
- Verena Lüthje
- 28. Feb. 2016
- 3 Min. Lesezeit
Kriminalroman, Hardcover,
Klappenbroschur, 544 Seiten
Den siste pilegrimen
Aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob
ISBN-13 9783471351161
Erscheint: 26.02.2016
Band 1

Der Verlag schreibt
Es ist Frühling in Oslo, als ein grausames Verbrechen geschieht:
Der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh wird brutal ermordet. Er war eine Institution in Norwegen und stand während des Krieges immer auf der richtigen Seite. Wer bringt einen Mann um, den alle bewundern? Kurz zuvor findet man in der Nordmarka drei Leichen. Unter ihnen ein kleines Mädchen. Kommissar Tommy Bergmann ist scharfsinnig, klug und eingefleischter Selbsthasser voller innerer Abgründe. Er sieht einen Zusammenhang: Alle Toten haben eine Verbindung zu Agnes Gerner, einer Agentin des norwegischen Widerstandes gegen die deutsche Besatzung. Schon bald begreift Bergmann, wie nah Liebe und Hass beieinander liegen.
Verena Lüthje von "Freunde skandinavischer Literatur" hat das Buch gelesen
Vorab muss ich sagen, das Cover, die gesamte Umschlaggestaltung sind ein Augenschmaus; das Buch, auch wenn es mit 544 Seiten recht umfangreich ist, liegt durch den Klappenbroschurumschlag sehr gut in der Hand. Nicht jedes Buch ist äußerlich ansprechend, innerlich klaffen sie noch mehr auseinander. Hier liegt uns eine Neuerscheinung vor, die zu Recht in der norwegischen Krimiwelt als außergewöhnliches Krimidebüt gefeiert wird und wofür der Autor ebenfalls zu Recht ausgezeichnet wurde. In jeweils abwechselnden Betrachtungen der Geschichte in den Jahren 1939, 1942, 1945 und 2003, dem Jahr, als der Kommissar Tommy Bergmann den außergewöhnlichen, sich über Jahrzehnte latent hingezogenen Fall aufklären soll, bekommt die Geschichte Kontur und es ist sehr angenehm, immer wieder in die Vergangenheit zu lesen; es ist fast so, als unternähme der Leser immer wieder eine Zeitreise. Der Wechsel der Perspektiven bedingt sich und was ich als Leserin bereits durch die Agitation der Hauptprotagonistin, der Agentin Agnes Gerner erfahren habe, muss der Kommissar dann mühsam ergründen. Hier weiß der Leser manchmal eine Spur mehr, aber nie soviel, dass die Lösung auf der Hand läge. Das Buch beginnt ruhig, man lernt die Personen, die unterschiedliche Aufträge im Krieg hatten, die in unterschiedlicher Beziehung zueinander standen, kennen, ist dabei, als der Offizier Kai Holt ermordet wird, den es unter ähnlichem Namen tatsächlich gab und den der Autor als Figur zur Grundlage dieses Krimis auswählte. Der Leser wird in die Welt der Geheimdienste hineingezogen, in die Fallstricke, in die sich die Doppelagentin hineinmanövriert hat und zu Taten angestiftet wird, die ihr gegen den Strich gehen, die sie aber gehorsam ausführt, und dabei die Höchststrafe erleidet, damit leben zu müssen. Aber wielange muss sie damit leben? Wann wird sie selbst zur Strecke gebracht? Allein die sensible Begleitung des Autors dieser Frau ist von einer Empathie geprägt, die für einen männlichen Autor schon ungewöhnlich ist. Das ganze Ausmaß der Verstrickungen, die auf dem Weg zur Lösung nie preisgegeben werden, die auch zu ahnen nicht möglich sind, ist derart genial konstruiert, dass ich sagen muss, das ist wirklich ein ganz besonderer Krimi, der im letzten Drittel noch einmal so richtig Fahrt aufnimmt, dass man als Leser schon einen klaren Kopf bewahren sollte, um da mitzukommen. Rasant, ja wirklich rasant wird es und am Ende schlug ich das Buch mit einem Paukenschlag zusammen und freue mich auf den zweiten Band, der im Sommer 2017 übersetzt auf dem deutschen Buchmarkt erscheint. Hier dürfen wir uns dann auf einen grandiosen Fall freuen, der in der skandinavischen Justizgeschichte einmalig ist. Für eingefleischte Fans skandinavischer Krimis ist dieser sowohl in Norwegen, Schweden als auch in Berlin verortete Kriminalfall ein absolutes Muss.
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