top of page

Johan Holmlund An Land

Gedichte

Adebor Verlag Banzkow 2016

www.adebor-verlag.de

Auf der Buchmesse in Leipzig traf ich jüngst den 1965 in Jönköping/ Schweden geborenen Lyriker Johan Holmlund, der seit den 90er Jahren als Bandleader der Indie-Popgruppe "Easy" bekannt geworden, internationale Aufmerksamkeit auf sich zog, so der kleine Verlag in den biografischen Angaben. Der Autor lebt heute in Schwerin als freiberuflicher Lyriker und debütierte mit dem Werk "Jag har simmat med monstret", ließ 2014 diesen Band "An Land" (På Land) folgen, wofür er bereits von der Svenska Akademien mit dem "Stina und Erik Lundberg-Preis" für seine lyrische Leistung ausgezeichnet wurde.

Nun, seit wenigen Tagen wissen wir alle weltweit, dass Rockmusiker eigentlich Poeten sind und ich frage mich, warum ich dieses Büchlein erst heute wieder zur Hand nehme, um es zu rezensieren. Es war richtig, dass es warten musste. Es muss die Erkenntnis sein, die uns der legendäre Bob Dylan liefert, dass große Poesie und Musik untrennbar zusammen gehören. Wie schon im Mittelalter der Minnesänger, allen voran, Walther von der Vogelweide, der seine Liebespoesie vokal einsetzte, um bei seiner Angebetenen erfolgreich zu sein, wurde nicht nur in unserer heutigen Zeit jetzt Bob Dylan mit der höchsten literarischen Auszeichnung bedacht, ebenso befindet sich der Dylan in nichts nachstehende Leonard Cohen seit Jahren auf der Anwärterliste für den Nobelpreis. Und nun, nachdem ich den Autor Johan Holmlund schon augenzwinkernd fragte, ob er der neue Tranströmer sei, wage ich keine weiteren Vorhersagen mehr abzuliefern. Holmlund gelingt es mit seiner vordergründig leicht dahin geschriebenen Poesie "Und wir gingen an Land/An Land:/Was ist es, was du tun willst?/Hier am Strand gehen mit dem einen Fuß im/Wasser/und dem anderen genau dort wo/das Meer auf das Land trifft/Was ist es, was du tun willst?/Hier gehen und deine Hand halten", diese an die Gattung der Novelle anzureihen, ohne scheinbaren Anfang, ohne Ende, dialogisch unangestrengt, und doch weiten sich Bilder auf, die mehr dahinter ahnen lassen, als der kurze Text uns zu vermitteln glaubt. "Die Tage wie sie hätten sein können/Die Tage wie sie wurden/Sodass wir in alle Richtungen reisen konnten/Zu ersetzen/Zu ersetzt werden/Dazwischen unsere Leben". Reife Poesie. Ohne Titel als Überschrift, fangen einfach an... "Hier stehen wir nun:/Weck mich nicht/Lass mich nicht fallen/Zwischen uns sind Wir/Früher fehlte es an Leben an entscheidenden/Augenblicken/die Aufgaben schienen bereits verteilt/Nun ständig Tag X/zarter, nackter Lebensgeruch/woran wir uns erinnern werden ist das Ungeschehene/und jemand". Diese Lyrik berührt mich tiefer als ich es beim ersten und weiteren Lesen wahrgenommen habe, sie wirft uns auf uns selbst zurück, fragt nur, doch die Antworten sind schon längst in uns "Nicht jetzt/Nicht jetzt/So denken wir alle/Was ist es, was wir nicht wissen?/Wir lauschen ".


 
Featured Review
Tag Cloud

© 2017 by Freunde skandinavischer Literatur Kiel Verena Lüthje

Diese Seite ist eine rein private Seite.

  • Facebook B&W
  • Twitter B&W
  • Google+ B&W
bottom of page