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Robert Peroni Kälte, Wind und Freiheit - Wie die Inuit mich den Sinn des Lebens lehrten

Malik National Geographic

Erscheint erstmals im Taschenbuch Oktober 2016

Aus dem Italienischen von Barbara Neeb und Katharina Schmidt

Nun ist unser Sommer hier im Kieler Norden vorbei, der Spätsommer weiß nicht recht, ob er golden glänzen oder geduckt, gräulich angehaucht, in den Winter marschieren soll und jetzt erscheint auch noch ein Reisebuch über das ferne Grönland mit dem ermunternden Titel Kälte, Wind und Freiheit. Wobei das Wort Freiheit die allumfassende Wärme in mein Herz strömen lässt, die ich beim Lesen eben dieses unendlichen Wortes empfinde.

Der Autor, 1944 in Südtirol geboren, in der ersten Hälfte seines Lebens unterwegs als Extrembergsteiger und Abenteurer, wollte zunächst gar nicht nach Grönland, ließ sich aber doch auf eine Expedition ein, die ihm die Aussicht bot, tausend Kilometer zu Fuß durch das grönländische Eis zu marschieren und damit den Rekord von vierhundert Kilometern zu brechen. Diese Herausforderung seiner Sponsoren nahm er an und das veränderte von Stund an sein Leben.

Seine Natur frischen Schilderungen einer Welt, die wir so nicht kennen, bringen uns diesen fremden Flecken Erde näher, die unsäglichen Minustemperaturen, die Winde und Stürme, die mit Hunderten von Stundenkilometern über das Eis fegen, auch erfahren wir nach und nach, wie die Inuit (übersetzt bedeutet das: Menschen) leben, überwiegend in Holzhäusern, wovon sie leben, vom Robbenfang, wie sie denken, wertfrei und das Leben wie es ist hinnehmend, nicht vorausblickend, nicht auf Zukunft ausgerichtet, sondern Tag für Tag, und handeln, ganz pragmatisch. „Es schien mir, so der Autor, als fände ich in dieser Einfachheit das Leben wieder.“ Fern vom westlichen, hektischen, vom Terminkalender dominierenden Leben kauft er eines Tages das „Rote Haus“, das zu einer Herberge und Begegnungsstätte für Einheimische und Besucher aus aller Welt wird. Und er beobachtet die Entwicklung im Ex-und-hopp-Tourismus, steuert dagegen, entwickelt Alternativen und sorgt so dafür, das die Inuit etwas davon haben und mit dazu beitragen, dass die Gäste ihre Lebensweise besser kennen- und verstehen lernen. Wie es zu all dem kam, erzählt Peroni locker und amüsant, warmherzig vor allem, und seine Erläuterungen verdeutlichen vieles, was uns gänzlich unverständlich ist, „Eine Erdbestattung wäre den Inuit niemals in den Sinn gekommen: Was, wenn dabei die Seele unter der Erde gefangen bliebe? Auch heute setzt man zunächst keinen Namen auf das Grab, aus Angst, dies könnte die Seele dort zurückhalten. Die Inuit glauben, dass der Name der Ursprung der Seele ist. Für sie hat jeder Mensch viele Seelen, denn zu der wichtigsten, der Urseele, die im Zentrum des Körpers ruht und die Gefühle, die Fähigkeiten und die Weisheit bewahrt, kommen noch andere, kleinere Seelen hinzu, die sich in den Gliedern und den Fingern befinden.“

Peroni gelingt mit dieser Hommage an eine fast vergessene Welt eine einfühlsame Wanderung durch dieses eisige Land und in die Herzen und Seelen der Inuit. In uns weckt er durch seine hochspannenden Schilderungen den Abenteurer, den neugierigen Reisenden und vielleicht den nächsten Entdecker.


 
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© 2017 by Freunde skandinavischer Literatur Kiel Verena Lüthje

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