Augustin Erba - Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens
- Verena Lüthje
- 9. Dez. 2018
- 3 Min. Lesezeit

Roman
Hardcover mit Schutzumschlag
432 Seiten
Blodsbunden
Aus dem Schwedischen übersetzt von Wibke Kuhn.
ISBN-13 9783550050053
Erschienen: 10.08.2018
Der Verlag schreibt auf der Rückseite:
»Dieser Roman ist ein ernstzu-nehmender Vorschlag für die Gestaltung einer besseren Welt. Er wird viele, viele Leser finden.« Dagens Nyheter
Wer kann schon von sich behaupten, einen genialen Atomphysiker als Vater zu haben und eine ungarische Prinzessin als Mutter? Für das echte Leben geschaffen ist Amadeus‘ ungewöhnliche Familie aber nicht: Die Mutter verschanzt sich mit Migräne hinter der Schlafzimmer-tür, der Vater rechnet den ganzen Tag, wenn er nicht grad die Fassung verliert. Amadeus übernimmt die Rolle des Erwachsenen und kümmert sich um seine Geschwister. Nur Schäferhund Felix ist sein Verbündeter und das einzige Familienmitglied, das umarmt werden kann - bis er eines Tages eingeschläfert werden muss. Jetzt hat Amadeus nur noch das Schreiben. Kann es ihm helfen, seine Kindheit hinter sich lassen? Jahrzehnte später ist Amadeus Journalist und Vater, er hat eine liebevolle Frau. Doch die Angst davor, nicht zu genügen, begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Er wird immer neurotischer, weigert sich schließlich, das Zentrum Stockholms zu verlassen und gefährdet damit seine Ehe. Aber wie soll er sich gegen seine Herkunft zur Wehr setzen? Und wie viel kann man im Leben selbst bestimmen?
Und im Klappentext heißt es:
Mitten in einem heruntergekommenen schwedischen Vorort wohnt eine blaublütige Prinzessin mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und einem gigantischen Schäferhund. In der Plattenbauwohnung versucht die Familie, ihre eigene Welt aufrecht zu erhalten. Der älteste Sohn Amadeus wird auf eine Privatschule geschickt, damit er kein Junkie wie die Nachbarkinder wird - wie seine Mutter sagt. Er soll der Schulbeste werden, fordert sein gewalttätiger Vater, der von dem Gedanken besessen ist, dass seine Kinder besser in Schweden klarkommen sollen als er selbst. Im Vorort ist Amadeus der eingebildete Junge, der nicht dazu gehört. Und von den Oberklassekindern in der Privatschule wird er hemmungslos gemobbt.
Verena Lüthje hat das Buch gelesen:
Wenn auf dem Cover, das ein junges Mädchen zeigt oder eine junge Frau, genau ist das nicht auszumachen, nicht Roman stünde, würde ich das Buch als Novelle einordnen, einfach, weil es ein Leben nachzeichnet, das eines ist, dass der Leser mit Sicherheit nicht führt. Das einer blaublütigen Prinzessin, die in einer - wie schon der Klappentext es aussagt -, Plattenbausiedlung wohnt und die versucht, darin klarzukommen. Dazu mit einem nicht gerade sympathischen Ehemann. Dieser Roman, dem wenig Spannung innewohnt (deshalb die Klassifikation als Novelle), sondern das erzählende Kriterium oder gar berichtende, führt von der Mutter zum Sohn, dessen Leben und Zukunft sich aus der adligen Kindheit entwickelt, der mit eben aus dieser sehr ungewöhnlichen Konstellation der Herkunftsfamilie resultierenden Problemen zu kämpfen hat, dabei durch den in der Familie verankerten schwarzen Humor dankenswerter Weise immer wieder auf die Füße kommt und auch seiner an Krebs erkrankten Frau hilfreich zur Seite stehen kann. Ja, es ist dieser feinsinnige Humor, der manchmal kaum an die Oberfläche gelangen will, der die Protagonisten familiär zusammenhalten, jedoch nicht verzweifeln lässt, der für die Frische sorgt, die dem eigentlichen Stand der Familie, dem Adligen, durch die nicht adäquate Sozialisation verloren gegangen ist. Der Autor Augustin Erba hat mit diesem Roman, bleiben wir dabei, weil der Verlag es ja so gedruckt hat, seine Geschichte, beginnend als fünfjähriger Junge, bis hin zu seiner eigenen Ehe mit Petra, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus dem autobiografischen Fundus entliehen und lässt uns an dieser außergewöhnlichen Fassung seines Aufwachsens und Lebens feinsinnig, eben humorvoll, immer mit einem zwinkernden Auge, teilhaben. Ob er auch am Ende seine Heilung durch das Schreiben erfährt? Ob er sich so akzeptieren kann, wie es seine Natur ist? Lassen Sie sich darauf ein, leben Sie mit und in dieser Familie, und fühlen Sie mit dem Protagonisten, der ob seiner Blaublütigkeit nicht zu beneiden ist.
Augustin Erba
Augustin Erba, eigentlich Augustin Petrus Amadeus Osiris Mina Erba-Odescalchi, ist ein renommierter schwedischer Journalist, er arbeitet für das öffentlich-rechtliche schwedische Radio (SR). Er wurde 1968 geboren und ist in einem Stockholmer Vorort aufgewachsen. Sein Vater stammt aus Ägypten, seine österreichische Mutter aus dem Haus Habsburg-Lothringen. Erba lebt mit seiner Familie in Stockholm. "Die auffällige Merkwürdigkeit des Lebens" ist sein zweiter Roman.
Comments