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Die Zeit ist gekommen · Knut Ødegård

Gedichte


Aus dem Norwegischen übertragen von Åse Birkenheier

ISBN 978-3-946989-22-6

ELIF VERLAG 2019


Der Verlag schreibt auf seiner Internetseite:

Als 2017 die Gedichtsammlung „Tida er inne“ (zu dt.: „Die Zeit ist gekommen“) in Norwegen erschien, schrieb der bekannte Literaturkritiker Andreas Neraal begeistert: „Knut Ødegård hat eine der anregendsten und besten Gedichtsammlungen des Jahres geschrieben … die klangvollste und warmherzigste Sammlung Lyrik, die ich dieses Jahr gelesen habe.“ In dieser seiner bisher letzten Gedichtsammlung ist Knut Ødegård als Poet kraftvoller denn je. Es ist eine vitale und vor allem mutige Poesie, die er uns hier in gewagten Bildern präsentiert, wobei er die Verletzlichen und am wenigsten Sichtbaren unter uns sichtbar machen möchte: einen Chorjungen, der vom Kirchendiener missbraucht wird, ein Kriegskind, das von seinen Kameraden bepinkelt wird, ein fettes Mädchen in einem Fitnesscenter.

Einige der Gedichte handeln vom Altern und vom körperlichen Verfall, doch der alternde Dichter spürt, dass sein Inneres und seine Gefühle gleich bleiben – und er erlebt, wie tief und schön die Liebe im Alter sein kann: „ … sowohl schmerzlich und bitter als auch nüchtern und versöhnlich“, so die Kritikerin Katrine Heiberg. Besonders aktuell sind die Gedichte im letzten Teil der Sammlung, vor allem das Gedicht „Schatten“, das von einer vergewaltigten Mutter handelt, die zwar aus Aleppo fliehen kann, doch mit ihrem Kind auf dem Meer ertrinkt. Beeindruckend ist auch das lange Gedicht: „Nieselregen. Sie sieht und träumt“. Diese große Vision ist eine Fortführung der Weissagung der Seherin in Völuspá aus der älteren Edda und handelt davon, wie in einer nahen Zukunft Gier und Egoismus das Leben auf der Erde derart vergiften, dass unser Respekt vor den menschlichen Werten völlig zerstört wird.


Freunde skandinavischer Literatur - Verena Lüthje:

Liest man zuerst das Inhaltsverzeichnis, so ist anhand der Gedicht Titel, die in vier Abschnitte gegliedert sind, ein Lebensfaden zu vermuten, der mit der Zeit anfängt (Die Zeit betritt jetzt die Bühne) und am Ende des schmalen, dafür großformatigen Bandes, mit der Zeit endet (Die Zeit ist um). Der Leser wird durch die Zeit des Lebens mit dem Kind, der Mutter, dem Herbstabend, dem Schlaf, der Großtante, dem Wettermann geführt, aber es ist zweifelhaft, ob es sich nur um ein Leben handelt, denn eingeflochten in die Struktur der Chronologie sind die Themen, die der Verlag oben bereits genannt hat und so öffnen sich viele Leben auf dem Zeitstrahl, unterschiedliche Schicksale und Lebenszeiten, doch immer, und das ist das Faszinierende, eröffnen die Gedichte akribisch gezeichnete Bilder, die sich fast wie Drehbücher lesen. Der Poet Ødegård hat in - hervorragend übersetzten - schlichten Worten genau darin das erfasst, was er auch sagen wollte, und durch die Poesie darin dem Moment - schnörkelos und ohne überhöhte Metaphorik - ein lyrisch-verständliches Fundament gegeben. Genau das ist es, was diesen Gedichtband mit seiner warmherzigen Poesie, trotz der vorhandenen Dramatik, zum Erlebnis werden lässt, ja, man gar süchtig wird ob dieser Sprache. Das sehr lange Gedicht „Nieselregen. Sie sieht und träumt“ kann - wie andere Gedichte auch - unbedingt als Prosaminiatur gelesen werden und von einem Erzähler vorgetragen dem Leser die geträumte Apokalypse wahrhaftig herüberbringen, an dunkle, grausame, vergangene Zeiten erinnernd. Vielleicht trifft schlussendlich auch die letzte Zeile der Moritat von Mackie Messer das Anliegen des Lyrikers: "Die im Dunkeln sieht man nicht."


Meine dringende Leseempfehlung mit einem herzlichen Dank an Åse Birkenheier für das Buch und dem wunderbaren Dialog zu norwegischen literarischen Perlen...




 

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© 2017 by Freunde skandinavischer Literatur Kiel Verena Lüthje

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